Swiss Hepatitis Symposium 2018

«International ist es klar, woher der Wind weht», mit diesen Worten eröffnete Michel Kazatchkine, ehemaliger Global-Fund-Direktor und HIV-Pionier, das Swiss Hepatitis Symposium 2018. Es brauche die Integration von Hepatitis in alle Programme. «Mainstreaming», lautet heute das Schlagwort. Wie es auch bei der Bekämpfung von HIV entscheidend ist, müssten auch bei Hepatitis die besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen im Zentrum stehen. Das sei schliesslich auch eine Frage der Menschenrechte, des Rechts auf Gesundheitsversorgung für alle, so Professor Kazatchkine in seinem Eröffnungsvotum.

Am Symposium nahmen über 70 Personen aus der ganzen Schweiz aus den unterschiedlichsten Disziplinen teil. Der erste Teil widmete sich den Lücken in der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Andrea Bregenzer vom Kantonsspital Aarau stellte zusammen mit dem Basler Infektiologen Claude Scheidegger die erschreckend grossen Lücken in der Behandlungskaskade bei der Hochrisikogruppe der Drogenkonsumierenden vor. Doch schon durch wenig aufwändige Intervention kann die Viruslast in dieser Gruppe drastisch und nachhaltig gesenkt werden. Bei den Männern, die Sex mit Männern haben, gibt der Swiss HCVree Trial, vorgestellt von Infektiologe Dominique Braun, Hoffnung auf die Mikroelimination von Hepatitis C in dieser Gruppe. Andreas Lehner, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz, zeigte warum es wichtig ist, das Verhalten der Community zu kennen, um wirksame Präventionsarbeit zu leisten. Erschreckend auch die Situation in den Schweizer Gefängnissen. Die weit verbreitete Praxis des unsterilen Tätowierens oder auch der eingeschränkte Zugang zu Prävention, Testen und Therapien zeigte der Gefängnisarzt Hans Wolff aus Genf eindrücklich auf. Hier gibt es noch sehr viel Handlungsbedarf.

HIV und Hepatitis gemeinsam angehen

Der zweite Teil stand ganz im Zeichen der Elimination. Nationalrätin Barbara Gysi plädierte in ihrem Grusswort dafür, HIV und Hepatitis gemeinsam anzugehen. Das Bundesamt für Gesundheit sollte aktiver sein. Bettina Maeschli, Geschäftsführerin von Hepatitis Schweiz, stellte die ersten Erfolge der Strategie vor und zeigte auf, dass die Schweiz die Eliminationsziele der WHO kaum erreichen wird. Denn die Behandlungszahlen von Hepatitis-C-Patienten sind wieder rückläufig. Infektiologe Jan Fehr gab ein engagiertes Plädoyer ab für «Leidenschaft und Mut» auch im Kampf gegen Hepatitis, so wie es für HIV auch der Fall war und ist. Es gälte, die Elimination von HIV und Hepatitis voranzutreiben und die beiden «zu verheiraten», und nicht auf weitere Studienresultate und Evidenz zu warten. Und schliesslich berichtete Greg Dore, Infektiologie aus Sidney, von der vorbildlichen australischen Eliminationsstrategie. Australien hat schon seit Jahrzehnten eine Strategie gegen Hepatitis und ist auf dem Weg zur Elimination gut unterwegs. Dank einem innovativen Preis-Volumen-Modell für die Medikamentenpreise, das die Regierung mit den Pharmafirmen aushandeln konnte – die Regierung hat über fünf Jahre die Ausgaben für die Therapien festgelegt, je mehr therapiert wird, desto günstiger wird die einzelne Therapie – konnten schon ein grosser Teil der Betroffenen behandelt werden. Weiter können - anders als in der Schweiz - auch Hausärzte Hepatitis-C-Therapien verschreiben. Und es besteht ein starker Fokus auf den Risikogruppen. Eindrücklich war zu sehen, wie gut die Datenlage in Australien ist, um die Elimination zu überwachen.

Die Schweiz hätte alles, um auch bei Hepatitis, wie schon bei HIV, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Doch es fehlt an Problembewusstsein und dem politischen Willen. Wir haben die einmalige Chance, eine gefährliche Infektionskrankheit zu eliminieren. Diese sollten wir packen.

Wir danken den Sponsoren Abbvie, Aids-Hilfe Schweiz, Arud Zentren für Suchtmedizin, Bundesamt für Gesundheit, Gilead, Krebsliga Schweiz, Swiss Association for the Study of the Liver SASL für die wertvolle Unterstützung.

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